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    Ein Federwölkchen-Dreigestirn

     
    Der Narrenthron der „Löstige Bröder“ war lange verwaist – Jetzt regieren Prinz Michael, Bauer Uwe und Jungfrau Markus die Kaller Narren - Die vereinseigenen Gewächse sorgten für Furore – Singender Bürgermeister
     
    Kall - Im zweiten Jahr nach Corona und Flut feierte der Karnevalsverein (KV) „Löstige Bröder“ ihren Sitzungskarneval im Dorfsaal der Schevener Freunde von den „Jecke vom Hahnebömsche“. Nach der Kindersitzung am vergangenen Wochenende, erfolgte nun am Samstag mit der Prinzenproklamation bei großen Kostümsitzung des Vereins ein erster Sessions-Höhepunkt. Mit der Proklamation eines stolzen Dreigestirns fand das 2020 proklamierte Prinzenpaar Yvonne und Bernd Kläß nach vier Jahren endlich Nachfolger. Zwei Jahre war Karneval ganz ausgefallen, letztes Jahr waren die Kaller Jecken von Jugendprinzessin Jule I. (Piana) regiert worden.


    Ab sofort haben Prinz Michael (Schulz), Bauer Uwe (Walber) und Jungfrau Markus (Walker) das Sagen in Kall. Alle drei sind Mitglieder der Männergarde „Federwölkchen“ und haben sich deshalb den Namen „Federwölkchen-Dreigestirn“ gegeben.

    Bürgermeister Hermann-Josef Esser inthronisierte die einen Majestäten und stimmte mit dem Publikum die Hymnen von Prinz, Bauer und Jungfrau an. Er überreichte dem närrischen Trio den Rathausschlüssel mit dem Hinweis, dass er nun Urlaub mache, und die Drei sehen sollen, wie sie mit dem Zirkus im Rathaus parat kommen.

    Damit spielte Esser auch auf das Sessionsmotto „Spaß für all‘ - Zirkus in Kall“ an, zu dem Vereins-Literat Ralph Drehsen ein buntes Programm zusammengestellt hatte, das im vollbesetzten Saal von Sitzungspräsident Patrick Züll präsentiert wurde, und in dessen Verlauf zahlreiche vereinseigene Kräfte auf der Bühne mitwirkten. Simone Saßmann, Vorsitzende der „Löstige Bröder“, zeigte sich erfreut, dass sich viele junge Leute nicht nur im Verein engagieren, sondern auch aktiv mitmachen.

    Das Programm wurde eröffnet vom Synchronpaar der „Löstige Bröder“, Merle Schumacher und Eva Hilger, die die Kaller Narren schon seit einigen Jahren mit ihrer Professionalität begeistern. Ein geplanter Auftritt des Kaller Solomariechen Johanna Pütz musste ausfallen, weil sich die junge Frau beim Solotanz auf der Kindersitzung eine Verletzung zugezogen hatte. Erstmals bei Sitzungen der Löstige Bröder wurde die Showtanzgruppe „Fusion“ aus dem Nachbarort Keldenich mit viel Beifall bedacht. Die 25 Akteure, die überwiegend aus Keldenich und Kall stammen, zeigten zackige Tanzfiguren und atemberaubende Akrobatik. Den tosenden Applaus hatten sie sich redlich verdient.

    Als Eisbrecher in der Bütt hatte Literat Ralph Drehsen einen recht jecken Schutzmann eingeladen. Als närrischer Kommissar erzählte Reiner Roos aus dem benachbarten Rheinland-Pfalz schräge Geschichten und Anekdoten aus dem polizeilichen Alltag. Schon seit mehr als vier Jahrzehnten begeistert Roos das Publikum im gesamten Rheinland, so auch am Samstag in Scheven.

    Als „Spätzünder“ strapazierte der Kölner Redner Frank Friedrichs die Lachmuskeln der Sitzungsbesucher. Kurz vor Beginn der Corona-Pandemie war Friedrichs noch von der Kölner KG „KAJUJA“ mit dem Nachwuchspreis ausgezeichnet worden. Der bühnenerfahrene Redner ist zwar kein Nachwuchsstar im Karneval, doch in der Rolle des „Spätzünders“ hatte er sich mit dieser neuen Figur komplett neu erfunden. Den Besuchern der Sitzung in Scheven gefiel der „Spätzünder“, wie der Applaus zeigte.

    Bevor Bürgermeister Hermann-Josef Esser zur Proklamation der neuen Tollitäten schritt, eroberte die Kölner Stimmungsband „Raderdoll“ die Bühne. Klaus-Peter „Pit“ Kapschak, René „Rebo“ Bodes, Thomas „Tom“ Schäfer und Frontmann Guido Delhaes verwandelten mit „kölschen Tön“ den Saal in ein musikalisches Tollhaus.

    Premiere feierte auch die neue, vereinseigene Showtanzgruppe „K(n)allerperlen“, in der auch einige gestandene Ehefrauen und Mütter des Vereins ihre tänzerischen Fähigkeiten demonstrierten. Die Frauen erwiesen sich als als echte Kaller Knaller und wurden am Ende vom Publikum frenetisch gefeiert.

    Ebenso das Männer-Showballett „Federwölkchen“, das seit Jahren nicht mehr aus den Kaller Sitzungen wegzudenken ist. Das von Elena Friedrichs und der Narren-Chefin Simone Saßmann höchstpersönlich trainierte Ballett befindet sich im ständigen Wachstum und besteht inzwischen aus 17 gestandenen „Herren der Schöpfung“. Die Garde parodierte eine lustige - und natürlich unpünktliche - Bahnfahrt über Sylt, den Niederlanden, der Türkei über Griechenland zurück in die Eifel, wobei die Tänzer in die jeweils übliche Landestracht schlüpften. Und um ganz aktuell zu bleiben, schwenkte Mittänzer Dirk Metz, selbst Lokführer von Beruf, ein Schild mit der Aufschrift „Streik“.

    Das Programm wurde abgerundet durch die Showtanzgruppe „Streetdancer“ aus Antweiler und dem, mit internationalen Preisen ausgezeichnete Comedian Helmut Sanftenschneider, der zu später Stunde von einem Auftritt in Solingen nach Scheven geeilt war. Zum Abschluss der Sitzung schloss sich ein furioses Finale mit Lutz Kniep („Der Mann met der Trööt“) aus Ratingen an, der die Stimmung im nach Mitternacht noch einmal hochkochen ließ.

    (Text/Fotos: Reiner Züll)
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