Von REINER ZÜLL, 11.01.08, KSta.de
Kall - Zum Motto "Asienreise" malte die Karnevalsgesellschaft ein Bühnenbild mit chinesischen Schriftzeichen. Eine Nachfrage in Shanghai ergab, dass die Logogramme keinen zusammenhängenden Sinn ergeben. Die Kaller "Farb- und Pinsel-AG" mit Udo Schmidt, Andrea Drehsen, Renate Schüttler, André Rudzek und Michael Kreuser (v. l.) schuf das rätselhafte chinesische Bühnenbild.
Kall - Entsprechend zum Sessionsmotto „Asienreise“ schuf die „Farb- und Pinsel-AG“ des Vereins ein 25 Quadratmeter großes Bild mit chinesischen Motiven. Vier Tage lang hatten André Rudzek, Michaela Kreuser, Renate Schüttler, Andrea Drehsen und und Udo Schmidt für die Gestaltung des Bühnenbildes gebraucht, das unter anderem eine aufgehende Sonne, die chinesische Mauer, Hochhäuser, eine Rikscha und einen Schriftzug mit chinesischen Langzeichen-Logogrammen (Buchstaben) zeigt.
Nach der Übersetzung der asiatischen Textfolge befragt, klärte Michaela Kreuser auf: „Wir wissen eigentlich gar nicht, was wir tun und was das heißt.“ Die einzelnen Buchstaben seien anhand von alten chinesischen Zeitungen willkürlich ausgewählt worden. Die Zeitschriften hatte Michaela Kreuser, die in Scheven den kleinen Kunstladen „Eigenart“ betreibt, als Verpackungsmaterial einer Lampenlieferung in einem Karton gefunden. Die Buchstabenvorlagen kamen den Bühnenmalern gerade recht.
Ob der Schriftzug überhaupt einen Sinn mache, wisse keiner. „Hoffentlich ist das nichts Schweinisches“, meinte „Pinselquäler“ Udo Schmidt am Donnerstagabend in Anbetracht der Kindersitzung am heutigen Samstagnachmittag, bei der die Öffentlichkeit das Kunstwerk erstmals zu sehen bekommt.
Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ wollte es wissen und bemühte sich in China um Aufklärung. Per Mail wurde der Schriftzug nach Shanghai übermittelt. Seit gestern Vormittag steht fest, dass sich die „Löstige Bröder“ keine Sorgen machen müssen, ihrem närrischen Publikum per Bühnenbild etwas Unanständiges zu präsentieren. „Für mich ergeben die Zeichen keinen zusammenhängenden Sinn“, quittierte die Geschäftsfrau Tue Dung Tran aus Shanghai die Mail mit der Kunstwerk-Vorlage der Eifeler Bühnenmaler.
Akribisch nachgezeichnet
Die Kaller Pinsel-AG hatte die einzelnen Zeichen jedoch akribisch nachgezeichnet, denn in jedem Logogramm konnte Dung Tran eine Bedeutung erkennen. Von links nach rechts bedeuten die Zeichen: Die Kraft, Süden / südlich, müssen, Platz / quadratisch, erneut / wiederholt, jeder / einzeln sowie bleiben / verweilen. „Auf Biegen und Brechen“, so die Deutsch sprechende Chinesin gestern, bedeute der Schriftzug: „Südlich der Kraft muss der Platz erneut einzeln bleiben“. Andersrum gelesen ergebe die Zeilenfolge noch weniger Sinn.
Ob nun der neue Kaller Karnevalsprinz nach der Proklamation am Samstag, 19. Januar, seinen Platz „südlich der Kraft“ einnimmt, müssen die Kaller Jecken abwarten. Bis Aschermittwoch wird er auf keinen Fall „einzeln bleiben“.
Weniger rätseln müssen die Kaller Narren über den großen Schriftzug mit dem Sessionsmotto, der zwölf Meter breit über der Bühne hängt. Udo Schmidt und „Pinselprofi“ Wilfried Larres haben das Motto in normaler Schrift gepinselt, wenn auch in leicht abgewandelter Eifeler Schreibweise „Asienreise: Anstois, Peking, Schänghai und Kall-Kutta“ steht da zu lesen.
- Das Urteil von Narren-Chef Ralph Drehsen am Donnerstagabend in der Kaller Bürgerhalle war eindeutig, obwohl das Kunstwerk noch gar nicht fertig war: „Das ist wieder einfach klasse geworden“, lobte der Vorsitzende der Karnevalsgesellschaft „Löstige Bröder“ die Arbeit seiner Bühnenbildner, die erst gestern Abend ein Werk vollendeten, das voller Rätsel steckt. Seit der Einführung des Mottokarnevals vor 17 Jahren präsentieren die Kaller passende Bühnenbilder.