von Gudrun Klinkhammer, 03.03.11, KSta.de
Natürlich ließ sich Herbert Radermacher nicht so einfach das Zepter aus der Hand nehmen. Ganz nach dem Vorbild großer Politiker in diesen Zeiten sträubte er sich dagegen, die Macht abzugeben.
Kall - Die Jecken trauten gestern beim Rathaussturm ihren Ohren nicht: Bürgermeister Herbert Radermacher sprach bayrisch! In Scharen waren die Möhnen und Karnevalisten aus dem Kernort und aus den umliegenden Orten wie beispielsweise Keldenich, Sötenich, Scheven und zum ersten Mal auch aus Wahlen angerückt, um am Weiberdonnerstag bis Aschermittwoch die Regierungsgeschäfte zu übernehmen.
Natürlich ließ sich der Bürgermeister nicht so einfach das Zepter aus der Hand nehmen. Ganz nach dem Vorbild großer Politiker in diesen Zeiten sträubte er sich dagegen, die Macht abzugeben. Doch gegen die jecke Menge hatte er keine Chance. Die Gardisten des ausrichtenden Karnevalsvereins „Löstige Bröder“ luden die Kanone („Möcke-Flitsch“) und ballerten gnadenlos drei Mal auf den Rathausbunker.
Drahtige Gardisten
Als der Bürgermeister immer noch standhaft in seinem Zimmer ausharrte, marschierten zwei besonders drahtig aussehende Gardisten in die Beamtenfestung.
Lange dauerte es nicht, dann wurde Herbert Radermacher in Ketten auf den Rathausvorplatz geführt. Er meckerte grimmig: „Jo mei, es bleibt mir jo nix andres übrig. Ihr Saupraißen ihr, schießt das ganze Rathaus z'samm.“ Da das Gebäude derzeit sowieso renoviert wird, wurde die schwere „Straftat“ der Kanoniere nicht weiter verfolgt.
Nachdem die Kaller Prinzessin Trixi und Kinderprinzessin Anika dem gefangenen Stadtoberhaupt einen roten Schlips zunächst umgebunden und dann gleich wieder abgeschnitten hatten, bat der KG-Vorsitzende Werner Keutgen die übrigen zum Sturm erschienenen Tollitäten um eine kleine Ansprache.
Zum ersten Mal stand bei dieser Gelegenheit das Dreigestirn der St. Nikolaus-Schule mit Bäuerin Theresa, Prinzessin Annika und Jungfrau Victoria im Fokus der Öffentlichkeit.
Bevor der Bürgermeister die Narrenschar zum gemütlichen Umtrunk ins gut geheizte Rathaus einlud, tanzten die „Kallbachmücken“ und die Kaller Möhnen im Sonnenschein. Immer wieder erhielten sie für ihre Vorträge herzlichen Applaus. So auch von einem Gast aus Wien. Seit vielen Jahren reist nämlich Christa Gamse nach Wahlen zur Familie von Ortsvorsteher Ralf Klöckner, um von dort aus den Rheinischen und den Eifeler Karneval eine Woche lang in vollen Zügen genießen zu können.